24 Stunden Übung

Dieses Jahr entschlossen sich die Jugendfeuerwehr Leiter am 8. und 9. November dem Wunsch der Angehörigen der Jugendfeuerwehr nach zu kommen und einmal wie „die Grossen“ mit Alarm zu Einsätzen auszurücken. Das Ziel war, den Berufsalltag eines Feuerwehrangehörigen soweit als möglich nach zu empfinden. Mit Ausbildung, Einsätzen zu verschiedenen Szenarien, mit dem zubereiten der Mahlzeiten, aktiver Freizeitgestaltung und einem Wettkampf wurde dies erreicht. Ganz klar, dass dazu im Magazin geschlafen wurde. (08. November 2014)

Partnerorganisation kennen lernen

Am Samstag Mittag auf 14:00 Uhr besammelten wir uns vor dem Feuerwehr Magazin in Brugg. Die ersten Angehörigen der Jugendfeuerwehr waren wie immer schon viel früher da. Nach einer kurzen Begrüssung wurden Schlafsack und persönliche Effekten im Schlafraum deponiert und anschliessend zum ersten Fixpunkt, dem Regionalflugplatz Birrfeld verschoben. Ein wichtiger Teil in der Feuerwehr ist das kennen der Partner Organisationen, was in unserem Fall die Helikopter Basis der Air Alpin Ambulance des TCS war. Kaum beim Parkplatz im Birrfeld aus den Autos gestiegen, richtete sich unser Blick in den Himmel. Ein vertrautes Geräusch zog unsere Blicke auf sich und lies sogleich etwas Enttäuschung aufkommen, der Heli befand sich im Ausflugkreis des Flugplatzes und entschwand sogleich unseren Augen. Doch noch bevor die Führung im Hangar begann, erfuhren wir, dass der Heli zu einem Ausbildungsflug unterwegs sei und in ca. 20 Minuten wieder landen werde. Der Notarzt und der Rettungssanitäter verkürzten uns die Wartezeit mit Ausführungen zu ihrer Arbeit. Dank dem Ausbildungsflug kamen wir zu dem tollen Erlebnis die starken Abwinde eines Helikopters zu spüren kurz bevor er aufsetzt. Die Rotoren standen still und endlich durften wir ins Cockpit und den Teil sehen in dem der Patient behandelt und transportiert wird.

Rauch im Gemeindehaus, Personen eingeschlossen

Mit den eindrücklichen Bilder über die engen Verhältnisse und den technischen Daten im Kopf, wurde ins Magazin zurück verschoben. Sogleich wurde in der Unterkunft im Schlaftrakt weiter eingerichtet, auch der erste Hunger und Durst wurde gestillt. Doch viel Zeit blieb nicht, die Alarmmeldung um Nachbarschaftshilfe um 15:50 Uhr führte zu einer ersten Hektik und einer kleinen Chaosphase. War doch das persönliche Corps-Material leider nicht so deponiert wie es Feldweibel Barbara immer predigt! In der Nachbargemeinde Villnachern war im Gemeinde Haus eine sehr starke Rauchentwicklung gemeldet worden, wegen einer Veranstaltung befanden sich gegen 30 Personen im Gebäude, darunter viele Kinder.

Freizeit, Pause, Erholung

17:30 Uhr zurück im Magazin endlich freie Zeit! Weit gefehlt. Retablieren ist angesagt, der Atemschutz war im Einsatz und so müssen die Pressluftatmer gereinigt, die Masken gewaschen und desinfiziert werden. Unter der Leitung des Atemschutz Gerätewart werden alle nötigen Anwendungen sorgfältig und interessiert ausgeführt. Bei der anschliessenden Dichtigkeitsprüfung, wurden Fragen zu technischen Daten beantwortet. Die glänzenden Augen lassen darauf schliessen, dass die fast 18 jährigen nach dem Übertritt bald im Atemschutzcorps anzutreffen sind. Auch die Maschinisten haben ihre Fans, so waren für einmal die Fahrzeuge sehr schnell blitzblank sauber und wieder einsatzbereit. Noch ist jedoch eines der Grundbedürfnisse des Menschen nicht abgedeckt.- Essen!

Doch bis es soweit war musste die Küchenmannschaft beim rüsten und zuschneiden der Lebensmittel helfen, auch der Tisch wurde gedeckt. Bis die Spätzlipfanne die richtige Garstufe erreicht hatte, wurde das Wissen rund um die Feuerwehr und das Leiterteam spielerisch geprüft. Das altbekannte Leiterlispiel wurde von Michi und Pasci auf Feuerwehr getrimmt und auf 50 Fragen ausgebaut.
Eine Gruppeneinteilung war schnell gefunden und so sausten bald die Angehörigen der Jugendfeuerwehr durch das ganze Magazin, immer auf der Suche nach einer kniffligen Lösung. Damit auch etwas mehr über die Leiter in Erfahrung gebracht wurde, waren auch Fragen zu Hobby, Musik, Alter und vieles mehr dabei.

Um 19:30Uhr wurde zu Tisch gerufen, mit den Eltern von unseren Jugendfeuerwehrangehörigen die zu diesem Essen eingeladen wurden. Schnell waren die Tische belegt, die Teller gefüllt, nach 6 gemeinsamen Stunden konnte auch schon viel erzählt werden. Auch das Leiterteam war froh um diese kurze Verschnaufpause, lag doch noch eine sehr lange Nacht vor uns.

Verkehrsunfall, Person in Fahrzeug eingeklemmt

21:56 Uhr -Alarm, schon wieder gilt es Leben zu retten dieses mal aus einem Auto. Dies ist absolutes Neuland für die JFW, wir üben zwar immer mal wieder mit Schere und Spreizer Rohre zu schneiden oder etwas zu verbiegen. Ein Auto aufschneiden konnten sie aber noch nie! Kein Wunder also das der Puls etwas erhöht war und der Blutdruck anstieg und als sie in der Fahrzeughalle den Chargen zugeteilt wurden, je ein Pionier und ein AdJFW, waren die vorlauten Stimmen ganz still.
Verteilt auf das Kommandofahrzeug für den Einsatzleiter, Chef technische Rettung und Chef Sicherheit. Ins Strassenrettungsfahrzeug an Schere und Spreizer, mit dem Rüstfahrzeug zur Unterstützung. Nicht zu vergessen, muss doch in diesem Fall auch ein dreifacher Brandschutz gestellt werden, somit war auch ein TLF mit dabei.

Nach etwa 30 Minuten intensivem und konzentriertem arbeiten kommt der Verdacht auf, dass eine zweite Person im Fahrzeug gewesen sein könnte. Diese ist aber in der näheren Umgebung nicht aufzufinden. Der Einsatzleiter befiehlt die Umgebung mit der Wärmebildkamera in einem zweier Team, sorgsam abzusuchen um vielleicht so die vermutete Person zu finden. Leider blieb die Suche nach einer zweiten Person erfolglos. Die Eindrücke jedoch, wie die Umgebung durch eine Wärmebildkamera aussieht, wird wohl noch lange in Erinnerung bleiben.

Auf dem Schadenplatz sind in der zwischen Zeit A, B, und C Säule und die Frontscheibe des Fahrzeuges durchtrennt. Zum Glück denn die zwei Patienten Betreuer melden eine rapide Verschlechterung des Kreislaufes der verunfallten Person. Es eilt.

23:20 Uhr die grosse Menge an technischem Material ist wieder in den Fahrzeugen verstaut, nicht ohne vorher gründlich gereinigt zu werden. Unter dem strengen Auge des Chef Pionierzug, wurde alles an den dafür vorbestimmten Platz gepackt.

Nachtruhe

Die erste Müdigkeit zeigt sich auf den Gesichtern, viele Eindrücke von neuen Einsatzgebieten gilt es zu verarbeiten. Doch zuerst noch die Einsatzbesprechung im Magazin. Auch hier dürfen die AdJFW ein Lob entgegen nehmen, wenn auch mit einem kleinen Kritikpunkt. Noch einmal wird in Erinnerung gerufen, dass auf einem Schadenplatz Ruhe herrscht, keine lauten Gespräche und keine weggetrennten Gegenstände zu Boden werfen. Mit einem zustimmenden Nicken werden die Worte quittiert. Auch der Kommandant findet nur Gute Worte und so entlässt er seine Mannschaft um 23:33 Uhr in die wohlverdiente Nachtruhe. Doch wie schnell aus Übung Ernst werden kann durften alle im Magazin anwesenden gleich miterleben. 23:34Uhr : BMA in Brugg AG, Neumarkt 1, Einkaufszentrum Neumarkt 1 war einstimmig aus den Funkrufempfänger bei den AdF Brugg zu vernehmen. Auch das Leiterteam soeben aus dem Brandschutz gestiegen, stürzte wieder in selbigen. Nur um in wenigen Sekunden aus dem Magazin zu fahren und mit Blaulicht und Sirene zum Einkaufszentrum zu gelangen. Das der Brandmelder wegen Wasserdampf durch einen defekt in der Klimaanlage ausgelöst wurde, war schnell gefunden und so konnte der Einsatz um 00:15 Uhr beendet werden.
Gespannte Gesichter erwarteten uns schon im Aufenthaltsraum. Schnell war alles vom Einsatz erzählt, nun war es wirklich Zeit in den Schlafsack zu kriechen. Doch erst die mahnenden Worte des Kommandanten, mit der Erklärung, dass Berufsfeuerwehrleute in der Nacht auch sofort nach einem Einsatz wieder zu Bett gehen, brachte Bewegung Richtung Schlafraum.

Brand gross

Was wäre Feuerwehr, wenn es nicht auch ein Feuer gibt das gelöscht werden muss. 03:00 Uhr -Alarm die Nachbarfeuerwehr Windisch/ Habsburg/ Hausen braucht Hilfe beim bewältigen eines Grossereignisses. Es brennt beim Windischer Jugendtreff „Point“. Die Flammen sind schon von weitem auszumachen, orange-rot hebt sich die Silhouette des Schützenhauses von der dunklen Nacht ab. Der Einsatzleiter erwartet schon dringend die frischen Einsatzkräfte, routiniert meldet sich ein Gruppenführer welcher sofort den TLF Einsatz Befehl erhält. Nicht die Spur von Müdigkeit, jeder Befehl, jeder Handgriff sitzt. So ist es auch kein Wunder, dass die Meldung das Feuer sei unter Kontrolle sehr schnell zu vernehmen war. So konnte der Kommandant aufatmen es bestand doch Hoffnung, dass das Schützenhaus gehalten werden konnte. Nur der grosse Flüssigkeitsbrand hinter dem Gebäude gab noch Anlass zur Sorge.

Das Retablieren des Materials um diese Zeit ist auch für die „Grossen“ jeweils eine Herausforderung. So ist es nicht verwunderlich, dass nicht mehr ganz so spritzig gearbeitet wurde. Mussten doch die im Einsatz benützen Schläuche wieder ausgerollt und gewaschen werden. Doch auch diese Arbeit wurde zur vollsten Zufriedenheit des Maschinisten erledigt. 1:30 Std nach dem Einsatz musste niemand mehr aufgefordert werden schlafen zu gehen. Schnell war Ruhe im Schlafsaal und es wurden nur noch die typischen Geräusche für diese Uhrzeit und nach dem anstrengenden Tag vernommen.

Geplante Tagwache 07:00 Uhr wurde um 07:15 Uhr zum Alarm

Ein paar vom Leiterteam zogen es vor lieber kurz, dafür jedoch im eigenen Bett zu schlafen. So trafen diese um 06:30Uhr ein Stille im Feuerwehrmagazin an, dass sie dachten es sei keiner da. Ein Blick in den Aufenthaltsraum und den Schlafsaal zeigten jedoch, dass noch alle da waren. Ein paar verwegene sassen schon bei einem Kaffee am Tisch und schauten ganz erwartungsvoll zu den ankommenden JFW Leiter. Ein hoch auf die Jugend, ich fühlte mich bei Leibe nicht so frisch wie die Jugendlichen aussahen. Doch es schien als ob nicht alle gleich gut aus den Federn kamen und so zeigte sich, dass Erfahrung und ein gutes Bett doch über jugendlicher Kraft steht. So musste den Barbara wieder den Feldweibel hervor holen und was sich in 600 Diensttagen bewährt hat funktionierte auch in diesem Moment. Die Frage nach einer Dusche hatte sich auch so gleich erledigt, denn: Alarm!

Kleiner Wettkampf zum Abschluss

Mit dem TLF und dem PTF wurde zum Wildischachen an der Aarauerstrasse verschoben. Wo, wie aus Zauberhand ein Wettkampf- Parcours aufgestellt, auf uns wartete. Zwei Gruppen waren schnell gebildet, die Aufgabenstellung erklärt, schon erfolgte der Start. Transportleitung erstellen, Teilstück am vorbestimmten Ort setzten, die Druckleitungen anschliessen, wie sich später zeigte war es kein Zeitverlust zwei Schläuche zu verwenden. Mit dem Vollstrahl galt es nun 4 Tennisbälle von Molankegeln in verschieden Höhen zu stossen. Anschliessend lagen die 4er Skis bereit, nur wer schnell den Takt links, rechts, links fand stürzte nicht. Zum Schluss der Wettkampfstrecke, jedoch erst in der Hälfte, warteten vier Stricke darauf in die gewünschten Knoten gebunden zu werden. War dies alles geschafft, bedeutete der Rückzug, dieses mal, dass alles so zu erstellen ist wie es angetroffen wurde. Erst als der letzte Schlauch im TLF verstaut war und die Gruppe in Aufstellung beim Start stand wurde die Zeit gestoppt. 9 Minuten 26 Sekunden für die Sieger ist eine super tolle Leistung.
Zurück im Magazin galt es das Frühstück vorzubereiten. Schnell war aufgedeckt und eine grosse Auswahl von Charcueterie, Käse, Flocken, Joghurt und Konfitüre lag bereit. Zopf und Brot rundeten die Auswahl ab. Nach dem alle mit dem Frühstück geendet hatten, standen wir vor der Aufgabe das Magazin das uns vorübergehend als Unterkunft diente sauber und ordentlich zu verlassen. An dieser stelle muss ich allen anwesenden AdJFW ein Kränzchen winden, jeder und jede packte mit an, alle aufgetragen Arbeiten wurden zuverlässig und ordentlich erledigt. So wurde am Sonntagmorgen um 11:00 Uhr zum Letzten mal besammelt um anschliessen alle Nachhause zu entlassen.

Ein paar persönliche Gedanken: Müde und mit steifen Gelenken schreibe ich am Sonntagnachmittag diese Zeilen. Die mühsame Zeit der Vorbereitung mit Sorgen und Ärger sind vergessen. Der Frust über die zu geringe Beteiligung ist der Freude über den Einsatzeifer und den Durchhaltewillen der Jugendlichen gewichen. Die Idee, für die einzelnen Einsatzübungen, die umliegenden Nachbarfeuerwehren zu fragen hat sich sehr bewährt. Die Angst, dass sich vor allem in den Stunden nach 24:00 Uhr, ein Jugendlicher bei einer Übung verletzten könnte, wurde mit vielen aufmerksamen Feuerwehrkameraden die sich als Helfer zu Verfügung stellten stark reduziert. Die Liste der Helfer zeigt zwei Sachen sehr deutlich. Zum einen sind viele bereit ihre knappe Freizeit für die Sache JFW und Sinnvolle Freizeitgestaltung für Jugentliche zu teilen. Zum zweiten ist eine Übung in diesem Ausmass nur mit vielen zusätzlichen Helfern zu bewältigen.

Die Helfer der Übung:
Im gesamten waren 29 AdF mit dabei:

  • 8 vom Jugendfeuerwehr Leiterteam beide Tage von 13:00 am Samstag 08.11.14 bis um 11:00 am Sonntag 09.11.14

  • 9 AdF plus das Leiterteam für die Rettungsübung in Villnachern um 16:00 Uhr

  • 7 AdF plus das Leiter Team für die Strassenrettungsübung um 22:00 Uhr

  • 3 AdF plus 4 vom Leiter Team für den Brand in Windisch um 03.00 Uhr

  • 2 AdF für das Leiterlispiel

  • Es waren 13 Angehörige der Jugendfeuerwehr Wasserschloss mit dabei.

Ein besonderer Dank für das organisieren der Einsatzübungen gilt:
Der Feuerwehr Villnachern
Der Feuerwehr Windisch, Habsburg, Hausen
Meinen Kameraden der Feuerwehr Brugg und dem Leiterteam JFW Wasserschloss

Barbara Riner, 08. November 2014